Die Darwinstraße in Gatersleben

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von Jürgen Hofemeister

Die Darwinstraße in Gatersleben

– ist beim Bau der Instituts-eigenen Häuser am Schwabeplan zwischen 1959 und 1962 entstanden. Den Namen hat die Straße zwischen Hühnerbrücke und Erwin-Baur-Platz sicherlich auf Anregung des Institutsgründers und -direktors Hans Stubbe erhalten. Der Name ist uns auch heute meist vertraut. Kein Wunder, weil Charles Darwin (1802-1882) als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler überhaupt gilt. 1992 wurde er auf dem 16. Platz in einer Liste der einflussreichsten Personen in der Geschichte gesetzt und in Großbritannien auf Platz 4 der 100 „Greatest Britons“ gewählt. Seine Entdeckungen begründeten ein neues Weltbild, den Darwinismus und (nach Friedrich Nietzsche) nicht weniger als „eine Umwertung aller Werte“. Als er 1859 sein berühmtes Werk „Die Entstehung der Arten“ veröffentlichte, war ihm sehr bewusst, dass er ein Dogma der Kirche, der biblischen Schöpfungsgeschichte umgestoßen hatte. Meist wird über ihn unter der Überschrift „Charles Darwin und die Evolutionstheorien des 19. Jahrhunderts“ und über seine Reise auf dem Forschungsschiff „Beagle“ berichtet. Bei dieser Reise von 1831 bis 1836 war es seine Aufgabe, die in verschiedenen Ländern und auf den besuchten Inseln lebenden Formen, Rassen oder Arten von Pflanzen, Tieren und Naturvölkern zu beschreiben. Bei der Auswertung kam er zu der damals zunächst unglaublichen Feststellung, dass die Vielfalt der Lebewesen nicht durch göttliche Schöpfung, sondern durch Variation ihrer „Vorfahren“ und Auslese entsteht. Nach Darwin ist nämlich bei allen Lebensformen die Variation ein Naturgesetz, nach unserem heutigen Wissen, Folge von Veränderungen der Erbsubstanz. Die Variabilität der erblichen Eigenschaften einer Art bietet unter sich verändernden Lebensbedingungen den Nachkommen die Chance zum Überleben. Der Versuch diese Theorie missbräuchlich auf die menschliche Gesellschaft zu übertragen führte zum Sozialdarwinismus; missbräuchlich, weil diese Übertragung auf das „Überleben“ im wirtschaftlichen Wettbewerb und Streben menschlicher Gesellschaften nach Höherentwicklung weder Darwins, noch dem humanistischen Menschenbild entspricht.

Durch Heirat und gewinnbringende Aktien wurde Charles Darwin zu einem wohlhabenden Mann. Er konnte sich also voll auf seine wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren und veröffentlichte noch weitere bedeutende Werke, die Anstoß zu neuen Forschungsrichtungen gaben, darunter: „Die Variation bei Haustieren und Kulturpflanzen“ (1868), „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl (1871), „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“ (1877), „Die verschiedenen Blühtenformen an Pflanzen der nämlichen Art“ (1877), „Das Bewegungsvermögen der Pflanzen“ (1880) oder „Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer“ (1881).

Als Anregung sei angefügt: Der Zoo Rostock eröffnete 2012 das Darwineum, eine Mischung aus Zoo und Museum, in welchem die Evolution erläutert wird.