Der Direktkandidat Yves Metzing (Sozialdemokratische Partei Deutschland – SPD) beantwortet heute die Fragen von gatersleben.info zur Landtagswahl am kommenden Sonntag, 6. Juni

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Am 6. Juni wählt Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. In Vorbereitung der Wahl haben wir die Direktkandidaten des Wahlkreises Aschersleben-Seeland-Falkenstein/Harz-Arnstein gebeten, 10 Fragen zu beantworten, welche hier in unserer Gemeinde Gatersleben von großem Interesse sind. Alle Kandidaten haben von Ortsbürgermeister Mario Lange die gleichen Fragen gestellt bekommen. Bei der Beantwortung der Fragen sollen die Kandidaten die landespolitischen Ideen und Strategien auf die Interessen unseres Ortes herunterbrechen: Was kann die Landespolitik aus der Sicht unserer Direktkandidaten für die Bürger in Gatersleben verändern/verbessern?

Wir veröffentlichen die Antworten ungekürzt und redaktionell unverändert.

  1. Stellen Sie sich bitte kurz vor. Warum sollte der Wähler/die Wählerin Ihnen die Erststimme geben?

Im Jahr 1962 wurde ich in Aschersleben geboren, wohne, lerne, lebe seitdem hier. Diese Region ist meine Heimat.

Ich wurde 1974 als erstes von vier Kindern in Aschersleben geboren. Nach der POS und einer begonnenen Ausbildung als Industrieelektroniker bei der WEMA Aschersleben und im Walzwerk Hettstedt holte ich mein Abitur am Fachgymnasium Aschersleben nach. Es folgten der Zivildienst in einem Altenpflegeheim und ein duales Studium, welches ich 1999 als Einzelhandelskaufmann, Ausbilder und Betriebswirt (BA) abschloss. 2001 habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und arbeite seitdem bei der SPD Sachsen-Anhalt, gegenwärtig als Regionalgeschäftsführer. Ich bin verheiratet und Vater von 6 Kindern.
SPD-Mitglied bin ich seit 1990. Als Stadtrat in Aschersleben bin ich seit 2001 kommunalpolitisch aktiv.
Ich bitte die Wählerinnen und Wähler um ihre Stimme, weil ich jemand bin, der zuhört und anpackt. Jedes Anliegen wird mir gleich viel wert sein. Als regionaler Interessenvertreter die Perspektiven des Landes im Blick haben, dafür möchte ich einstehen. Mit Kopf, Herz und meiner Hände Arbeit.

2. Das Thema Hochwasserschutz (Stichwort: Rückhaltebecken bei Meisdorf) ist gerade für Gatersleben an der Selke ein sehr wichtiges. Wie steht Ihre Partei zu diesem Thema?

Der Hochwasserschutz bleibt für die SPD nach den Erfahrungen der letzten Jahre ein Schwerpunkt. Nach den Hochwasserschutzmaßnahmen an großen Flüssen in Sachsen-Anhalt sind weitere Maßnahmen an den Nebenflüssen deutlich zu verstärken, so auch der Selke. Das Projekt „Mehr Raum für Flüsse“ ist dabei ein guter Ansatz, um technischen und ökologischen Hochwasserschutz zusammenzuführen und zu verstärken. Ich möchte die Arbeit des Selke-Beirats aktiv begleiten. Gemeinsam für nachhaltigen Hochwasserschutz!

  1. Gatersleben ist ein sehr junger Ort. Bedingt auch durch die gute Infrastruktur und die guten Arbeitsbedingungen wollen hier sehr viele Familien ihren Lebensmittepunkt finden. Der Ort könnte also stabil wachsen. Angesichts der Hochwassergefahren sind Neubauten von Einfamilienhäusern durch das derzeitige Landesrecht aber kaum möglich. Welche Möglichkeiten sehen Sie für diese jungen Familien?

Wichtig ist mir, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, welche den Zuzug von Familien ermöglichen. Als erstes gilt es, die Hochwassergefahr zu bannen. Zweitens würde ich prüfen, ob sich Bauformen etablieren lassen, welche den Hochwasserschutz der Gebäude mit einschließen, aber kostengünstig bleiben. Als Drittes möchte ich Engagement unterstützen, um Brachflächen bzw. Industrieruinen als Bauland zu erschließen.

  1. Die Grundschulthematik war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Streitthema im Land und hier vor Ort. Hier wurden über Grundschulverbünde oder einem Grundschulzentrum stark und angeregt diskutiert. Für welche Schulpolitik steht Ihre Partei? Welche Grundschulmodelle sollen nach dem Willen Ihrer Partei finanziell gefördert werden?

Die Sozialdemokratie steht seit über 155 Jahren für den Aufstieg durch Bildung. Schulen müssen m.E. jedoch verstärkt vom Kind her gedacht werden. Welche Faktoren, ob organisatorisch oder konzeptionell, ermöglichen den größtmöglichen Bildungserfolg? Wenn es zum Erreichen des größtmöglichen Bildungserfolgs nötig ist, neue Wege zu beschreiten, dann machen und fördern! Schule ist kein Sparstrumpf. Wichtig ist mir weiterhin: das Land darf keine Schulpolitik gegen die Bedürfnisse des ländlichen Raums machen. Eine Anhebung der Mindestschüler*innenzahlen oder anderen Vorgaben, die zur Schließung von Standorten führen, wird es mit uns nicht geben.

  1. Nach der Grundschule geht es für die Schüler weiter. Für welche Bildungspolitik steht Ihre Partei?

Mit einem Kind in der Ausbildung und drei Kindern an Schulen ist für mich persönlich klar: Schulen sind mehr als Orte der Wissensvermittlung. Für Kinder und Jugendliche sind Schulen ein Lebensmittelpunkt. Die SPD strebt eine inklusive Schullandschaft an, die soziales Miteinander und Gemeinschaftssinn fördert statt frühzeitig die heranwachsende Generation in Kategorien einzuteilen und damit gesellschaftlicher Aufspaltung und Gruppenegoismen Vorschub zu leisten. Dies setzt längeres gemeinsames Lernen voraus.
Deshalb brauchen wir z.B. mehr Ganztagsschulen, mehr Gemeinschaftsschulen, Sekundarschulen mit breitem Bildungsangebot, gerechte Bezahlung und größere Wertschätzung der Lehrkräfte, ein Ende von Lehrerinnenmangel/Unterrichtsausfall/ Stundenkürzungen, Schulsozialarbeit als fester Bestandteil der schulischen Erziehungsarbeit, Stärkung der digitalen Unterrichtsversorgung an Schulen durch Bereitstellung von Endgeräten, Breitbandanschlüssen, digitalen Lernplattformen, Unterrichtskonzepten und Einsatz von Digitalmentorinnen.
Dies ist nur ein kleiner Auszug von Ideen. Über die berufliche Bildung, Hochschulen, die Universitätsmedizin und lebenslanges Lernen gäbe es auch noch viel zu sagen, wo die politische Arbeit fortgesetzt oder neu angepackt werden muss.

  1. Die Kita- und Hortbetreuung ist immer wieder hier vor Ort ein wichtiges Thema. Welche Aussagen hat Ihr Wahlprogramm für diese wichtigen Einrichtungen? Welchen finanziellen Beitrag müssen die Eltern hier zukünftig leisten?

Seit Jahren streite ich von Aschersleben aus für den Ganztagsanspruch bei der Kinderbetreuung und kostenfreie Bildung. Mit dem erneuerten Kinderförderungsgesetz und mit Hilfe des Gute-Kita-Gesetzes konnten wir bisher
Familien bei den Beiträgen stark entlasten. Jetzt folgt der nächste Schritt: Die Beitragsfreiheit für den Ganztagsanspruch auf Bildung und Betreuung muss kommen! Frühkindliche Bildung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Zukunftsinvestitionen für unsere Gesellschaft und wichtige Kriterien für die Attraktivität unserer Region.
Weiterhin brauchen wir z.B. bedarfsgerechte Randzeitenbetreuung in Kitas, genügend Fachkräfte durch gesicherte Finanzierung von der Erzieher*innen-Ausbildung bis zum Quereinstieg, eine Verbesserung des Mindestpersonalschlüssels und, und, und.

  1. Die letzte Gebietsreform ist hier vor Ort noch immer zu spüren. Durch die Bildung von Einheitsgemeinden (hier vor Ort der Stadt Seeland) wurden uns starke Kommunen versprochen. Das Gegenteil ist zumindest bei den kommunalen Finanzen zu beobachten. Die Stadt Seeland fährt jedes Jahr mehrere Millionen Euro Neuverschulung ein. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Kommunalfinanzen von Seiten des Landes wieder auf die Füße zu stellen?

Eine zukunftsorientierte Landespolitik für den “ländlichen Raum” muss Ungleichheiten würdigen und durch ihre Rahmengebungen individualisierte Lösungen ermöglichen. Deshalb brauchen wir bspw. stabile und verlässliche Kommunalfinanzen, in denen ein Flächenfaktor eingearbeitet ist. Wir machen uns stark für eine Aufstockung der
Finanzausgleichsmasse noch für 2021 pauschal auf 1,7 Milliarden Euro. Zudem wird es bspw. wichtig sein, eher weniger (Einzel-)Förderprogramme aufzulegen, die oft an einer leistbaren Gegenfinanzierung scheitern. Dafür sollen erhöhte kommunale Sockel-und Pauschalbeträge für mehr Spielraum einer regionalen Selbststeuerung sorgen.
Ein Weniger an Territorialprinzip und ein Mehr an Funktionalprinzip soll die Ressourcen und Potentiale ganzer Regionen unterstützen. Ich werde helfen, das „Netzwerk“ der Städte Arnstein, Aschersleben, Falkenstein/Harz und Seeland weiter mit Leben zu erfüllen. Ob bei „freiwilligen Aufgaben“ der Siedlungsentwicklung, Bildung/Ausbildung, Jugend-/ Sport-/Freizeit, Gesundheit, Wirtschaft, Einzelhandel, Tourismus, Kultur, Verkehr oder „Pflichtaufgaben“ der Kommunalverwaltung – wir sind gemeinsam stärker. Über Grenzen hinweg Vorbild in Sachsen-Anhalt!
Weiterhin mache ich mich für ein kommunales Infrastrukturprogramm des Landes und auch die Einführung eines lokalen Bürgergeldes für die Städte und Gemeinden je Bürgerin in Höhe von 20 Euro (welches unter Beteiligung der Einwohnerinnen ebenfalls zur Finanzierung von freiwilligen Aufgaben verwendet werden kann) stark.

  1. Gatersleben ist ein starker Wissenschaftsstandort der Biotechnologie und grüner Gentechnik. Bemühungen diesen Standort weiter auszubauen und zu stärken, liefen in den vergangenen Jahren nicht immer erfolgsversprechend. Wie will Ihre Partei solche landesweiten Leuchttürme weiter stärken?

Durch die stärkere Verzahnung von klein- und mittelständischen Unternehmen unserer Wirtschaft mit den Wissenschaftseinrichtungen im Land haben beide Seiten profitiert. Diese Kooperation nach dem Motto “Von der Idee bis zur Marktreife” muss weiterhin durch mehr Freiräume unterstützt werden. Ausgründungen müssen unkompliziert gefördert werden.
Ich werde mich auch auf Bundesebene für eine starke Förderung der Wissenschaft einsetzen und den fachlichen Experten in Gatersleben Gehör und Stimme geben. Zudem sollte die Bildungs-/Vermittlungsaufgabe durch das Land verstärkt unterstützt werden, vom Grünen Labor bis zu öffentlichen regelmäßigen Führungen.

  1. Gatersleben ist bekannt für seine vielen internationalen Arbeitskräfte und Einwohner. Die hierfür notwendige Integration ist immer wieder ein Thema auch hier vor Ort. Für welche Integrationspolitik steht Ihre Partei?

Wir als SPD bekennen uns zu einem vielfältigen Land, das die freie Ausübung von Religion, Kultur und Lebensweise ermöglicht. Wir setzen uns ein für eine solidarische Gesellschaft, in der sich Menschen unabhängig von ihrer Herkunft,
ihrem Aussehen oder ihrem ökonomischen Status willkommen fühlen.
Sachsen-Anhalt braucht mehr Zuwanderung, um wirtschaftlich leistungsfähig und kulturell attraktiv zu bleiben. Mit einer Strategie für Zuwanderung und internationale Zusammenarbeit wollen wir dazu beitragen, den Bevölkerungsrückgang zu lindern, lebenswerte Dörfer und Städte zu erhalten, Arbeits- und Fachkräfte sowie
Unternehmensnachfolger zu gewinnen und die kommunale Daseinsvorsorge zu sichern. Damit die Steuerung von Zuwanderung, Migration und Integration effizienter als bislang erfolgen kann, sprechen wir uns für die Bündelung der
migrationsbezogenen Zuständigkeiten in einem Ressort aus.

10. Bereits zu DDR-Zeiten war Gatersleben ein guter Wirtschaftsstandort. Heute hat auch unser Ort, mit den übrig gebliebenen Industrieruinen im Ortsbild zu kämpfen. Welche Möglichkeiten sieht das Wahlprogramm Ihrer Partei für den Rückbau bzw. der Entwicklung solcher Ruinen vor?

Mit der Auflage eines flexiblen Förderprogramms “Wachsende Städte und Dörfer” setzt die SPD auf eine nachhaltige Stadtentwicklung. Es gilt, gemeinsam nach Ideen für solche Objekte zu suchen, welche in den vergangenen Jahren nach der Wende noch nicht erfolglos verfolgt wurden. Gerne unterstütze ich den Prozess einer Revitalisierung und
Wiederverwertung solcher Grundstücke und die Suche nach neuen Nutzungen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die Gatersleber*innen unter z.B. wissenschaftlicher Begleitung/Moderation am Ende selbst entscheiden, was aus diesen “verlassenen Orten” werden soll.


Abschluss: Wer eine inhaltliche Aussage in meinen Ausführungen vermisst, kann gerne im Landtagswahlprogramm der SPD nachlesen unter https://spd-sachsen-anhalt.de/index.php/ltw-2021/landtagswahl/wahlprogramm oder mich
persönlich kontaktieren unter 0162-9041986 bzw. yves.metzing@gmail.com .


Vielen Dank für Ihre Ausführungen.