An der vorderen Scheune der ehemaligen Domäne (Unterhof, Unterburg) hängt ein reichverzierter Wappenstein. Das Wappen ist dem Halberstädter Bischof Sigismund von Brandenburg gewidmet. Sigismund war Bischof in den Jahren von 1553 bis 1566. Der eingemauerte Stein ist auf die Jahre 1565 bis 1566 datiert. Im unteren Teil des Wappens sind drei Inschriften (Originaltext) zu lesen.
Links ANNO/ 1565/ ANGE/ FANGEN/ |
Rechts ANNO/ 1566/ FULLE/ NDET/ |
Mitte „VON.GOTTES.GNADEN.SIGISMUNDUS./ ERTZBISCHOF.V.MAGDEBURG.PRIMA/ TEN.IN.GERMANIEN.ADMINISTRATOR/ DES.STIFTES.HALBERSTAT.MARKGRAF/ ZU.BRANDENBRUK.STETTIN.U.POMERN/ DER.CASSUBEN.UND.WENDEN.HERTZOG/ BURGGRAF.ZU.NÜRNBERG.FÜRST.ZU.RÜGEN.“ |
Die Eltern des Sigismunds waren Hedwig und der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg. Er wurde am 11.12.1538 in Berlin geboren. Schon im Kindesalter wählte das Domkapitel den Markgrafen Sigismund zum Bischof. Seine Wahl war im Halberstädter Bistum umstritten. Er bekam viele Gegenstimmen im Domkapitel. Doch Rom entschied sich gegen seinen Konkurrenten Dompropst Christoph von Stollberg.
Gleichzeitig war er Erzbischof von Magdeburg. Die Wahl des Domkapitels fiel in Magdeburg einmütig aus. Kriegsnöte und pestartige Krankheiten begleiteten seine Regentschaft im Land. Der Bischof Sigismund war dem evangelischen Glauben sehr zugetan. Er führte aber die Reformation im Land nicht durch.
Im Bistum ließ er die erste General-Kirchenvisitation in dem Jahr 1564 durchführen. In den Dokumenten erfahren wir über die kirchlichen Zustände im Bistum Halberstadt. Auch das Amt Gatersleben wurde in seinen Kirchenangelegenheiten darin ausführlich beschrieben. Die Visitation erfolgte am 20. Juni 1564 in Gatersleben. Im Bericht stand, dass der Lehnsherr der Pfarre der Bischof war. Es gab zu dieser Zeit in Gatersleben 70 Hauswirte. Die Einkünfte der Kirche und der Geistlichkeit beschrieben die Prüfer ausführlich. Im Ort gab es keine Schule. Des Weiteren existierte eine Bruderschaft St. Valentin. Viele weitere Informationen kann der Leser dem Bericht entnehmen. Es ist ein wichtiges Zeitdokument für die Gaterslebener Geschichte.
Seine Mutter Hedwig war die älteste Tochter des Königs Sigismund I. von Polen, deshalb war Bischof Sigismund ein Kandidat für den polnischen Thron. Sein früher Tod verhinderte dies. Nach schwerer Krankheit starb er im 28. Lebensjahr, am 13.09.1566, auf der Moritzburg in Halle.
Clajus, Hermann (1901): Kurze Geschichte des ehemaligen Bistums und späteren weltlichen Fürstentum Halberstadt. Zickfeldt-Verlag in Osterwieck/Harz.
Nebe, Gustav (1880): Die Kirchenvisitationen des Bistums Halberstadt in den Jahren 1564 und 1589 in Geschichtsquellen der Provinz Sachsen. Verlag Otto Hendel in Halle.
Czihal, Andreas (2014): Wappen der Burg Gatersleben. Informationsblatt der Heimatstube Gatersleben.